Englische Gartenkunst genießt Weltruhm, und das Land hat unglaublich viele Parks und Anlagen, die einen Besuch lohnen. „Typisch englisch“ ist der im 18. Jahrhundert erfundene Landschaftsgarten, der mit Teich, Wasserfall, Wiese und Bäumen ganz natürlich wirkt, aber sorgfältig durchkomponiert und gepflegt ist – aus jeder Perspektive soll sich ein Ensemble „wie gemalt“ präsentieren. Besonders schön ist es aber, wenn ein Garten verschiedene Stilrichtungen vereint. So wie Hestercombe Gardens in Somerset, die drei Jahrhunderte und ihre Gartenmoden spiegeln.
Hestercombe House in der Nähe von Taunton war früher in Privatbesitz, später gehörte es der Gemeinde und beherbergte bis 2012 die örtliche Feuerwehrzentrale! Heute wird das Landhaus für Hochzeiten vermietet. Aber das echte Highlight sind die Gärten mit ihren völlig unterschiedlichen Gesichtern. Von einem Herrn mit dem schlichten Namen Coplestone Warre Bampfylde wurde Ende des 18. Jahrhunderts – nachdem er das Haus geerbt hatte – der Landschaftspark entworfen, komplett mit „Tal der Kaskaden“, einem eleganten achteckigen Sommerhaus, einem (leeren) Mausoleum und einem Hexenhäuschen. Im Stil der Zeit, der in England nach den herrschenden deutschstämmigen Königen „georgianisch“ heißt, wurde inmitten der gezähmten Natur immer mal wieder ein Blickfang platziert, damit es den Damen im Reifrock und den Herren in Seidenstrümpfen auch ja nicht langweilig wurde bei ihren Promenaden!
Aus der viktorianischen Ära im 19. Jahrhundert, also etwa hundert Jahre später, stammt dagegen ein Ziergarten direkt am Haus. Ein romantischer Eibentunnel gehört auch dazu. Das Juwel der Hestercombe Gardens sind aber die Gärten im edwardianischen Stil – eine wiederum nach einem König benannte Ära, die 1910 endete. Sie wurden vom talentierten Architekten Edwin Lutyens und der Garten-Großmeisterin Gertrude Jekyll in gemeinsamer Arbeit angelegt. „The Great Plat“ heißt die fantasievoll bepflanzte und unterteilte Ebene, die zu jeder Jahreszeit andere Farben trägt und einerseits Anklänge an italienische Ziergärten vergangener Epochen zeigt, andererseits auch richtig englisch im Stil der „Arts & Crafts“-Bewegung wirkt. Sie wird von einer Pergola begrenzt – und dahinter beginnt die weite, sehr englische Landschaft mit ihren „rolling hills“. Schöner geht´s nicht.
Hestercombe Gardens waren nach dem Zweiten Weltkrieg dem Verfall preisgegeben. Anfang der 1970er-Jahre begann die Restaurierung, die noch immer andauert und aus Lotteriemitteln gesponsert wird. Wer einmal da war, sieht: Es lohnt sich.
Mehr über die Gärten: www.hestercombe.com
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