Der 29. Mai ist Oak Apple Day – bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein Feiertag in England. Heute kennt ihn eigentlich kein Mensch mehr, aber er hat eine eigentümliche Geschichte, die sich zu erzählen lohnt. Ein „oak apple“ ist ein Gallapfel, eine runde Ausbuchtung, die man auf der Unterseite von Eichblättern finden kann und in der eine bestimmte Wespenart ihre Eier ablegt. Das ist auf den ersten Blick nicht gerade ein feierwürdiges Ereignis, oder?
Entstanden ist der Festtag im 17. Jahrhundert, einer Zeit, die (nicht nur) in Großbritannien sehr unruhig und blutig war. König Charles I. war erst abgesetzt und dann geköpft worden, eine Ungeheuerlichkeit, denn Könige regierten ja „von Gottes Gnaden“. Der Sohn des glücklosen Monarchen, der spätere Charles II., kämpfte mit seinen getreuen Royalisten gegen die „Rundköpfe“, die Puritaner. Anno 1651 war er gezwungen, sich vor ihnen zu verstecken – und zwar in einem hohlen Eichenbaum. Um die Sache kurz zu machen: Er entkam, floh nach Frankreich ins Exil und kehrte 1660, als die Engländer wirklich genug hatten von der freudlosen Herrschaft der Puritaner, im Triumph zurück. Cromwell und seine Leute hatten alle Feiern und Fröhlichkeit aus dem Alltag verbannt, sogar Weihnachten durfte nicht mehr gefeiert werden. So hält man sich nicht dauerhaft an der Macht!
Charles II. wählte nach der Restauration seinen eigenen Geburtstag, eben den 29. Mai, als neuen Festtag und benannte ihn nach dem Baum, der ihn gerettet hatte. Damals trug der brave Bürger zu diesem Anlass Eichenlaub und (wenn sie zu finden waren) Galläpfel an der Kleidung. Es wird aber vermutet, dass die Tradition an ältere heidnische Feste anknüpft. Angeblich war der Gallapfel in vorchristlicher Zeit ein Symbol für Fruchtbarkeit und Macht. Charles hat das nur indirekt genützt. Der notorische Frauenheld war zwar sehr fruchtbar und zeugte zig Kinder mit seinen Mätressen, jedoch blieben ihm eheliche Kinder versagt. So folgte ihm letztlich sein Bruder auf den Thron.
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