Ihr Start war schwierig, ihre Herrschaft dafür umso länger und solider: Am 15. Januar 1559, also vor 455 Jahren, bestieg Elizabeth I. den Thron und gab ihn – ganz ähnlich wie ihre Namensvetterin heute – nicht mehr her. 44 Jahre blieb sie Königin, bis dass der Tod sie von ihrer Lebensaufgabe schied. Sie war, da kinderlos, die letzte aus dem Hause Tudor.
Wer sich den Alltag der Königin märchenhaft vorstellt, liegt völlig daneben. Das Hauptziel aller Herrscher dieser zwar prunkvollen, aber doch rohen Ära war es, erstens an der Macht und zweitens am Leben zu bleiben. Beides galt als höchst ungewiss. Elizabeths Mutter Anna war schließlich auch gesalbte Königin, als das Henkersbeil auf ihren Hals niedersauste. Elizabeth war keine drei Jahre alt, und ihr Vater Heinrich VIII. kümmerte sich nicht weiter um sein Töchterchen, das er zur Halbwaise gemacht hatte. Er hatte eine neue Frau und bald auch den ersehnten Sohn.
Auf allerlei Umwegen, nach dem Tod ihres Halbbruders Edward und dann ihrer Halbschwester Mary (alle von verschiedenen Ehefrauen Heinrichs!), gelangte die junge Frau dann doch noch zur Königswürde. Sie war 25 Jahre alt, heiratete nie und galt, ob nun zu Recht oder zu Unrecht, als die „jungfräuliche Königin“. Unter ihrer Herrschaft erblühte die Kunst im Königreich, woran ein gewisser William Shakespeare nicht unbeteiligt war, und England wurde zur Seefahrernation.
Statt jetzt aber die Historie nachzuerzählen, wollen wir lieber eine Kuriosität zum Besten geben: die Geschichte vom Bisley Boy. Nach einem Mythos, der immer wieder gern erzählt wird, starb Elizabeth nämlich im Alter von zehn Jahren an einem plötzlich einsetzenden Fieber, als sie im Dorf Bisley in Gloucestershire Station machte. In Panik (damals waren Überbringer schlechter Nachrichten noch weniger gern gesehen als heute …) suchten die Dorfbewohner einen Ersatz, fanden einen rothaarigen Jungen, schworen ihn ein und gaben ihn als die Prinzessin aus. Er muss wohl sehr begabt gewesen sein, geradezu oscarverdächtig!
Mit dieser Anekdote wurde früher oft begründet, dass Elizabeth „wie ein Mann reagierte“. Die Geschichte stimmt aber natürlich nicht, sondern stammt aus dem 19. Jahrhundert.
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