Banksy ist der wohl bekannteste Graffiti- und Streetart-Künstler der Welt. Zugleich ist er auch der unbekannteste, denn er hält seine Identität geheim. Mutmaßlich handelt es sich um einen Mann Mitte vierzig, der aus dem südenglischen Bristol stammt, vielleicht ist Banksy aber auch eine Frau oder ein Kollektiv mehrerer Leute … offiziell weiß das niemand.
Derzeit tourt die Ausstellung „The Mystery of Banksy – a Genius Mind“ durch Europa und ist momentan in Zürich (bis 31. Mai 2023) und Stuttgart (bis 30. Juli 2023) zu sehen; frühere Stationen waren München, Mainz, Erfurt, Linz. Obwohl der Künstler sie nicht autorisiert hat und möglicherweise not very amused darüber ist, scheint sie ein Publikumsrenner zu sein.
Banksy steht dem Kunstbetrieb, wie es sich für einen subversiv agierenden Künstler gehört, sehr skeptisch gegenüber. Wenn überhaupt, dann organisiert er seine Ausstellungen selbst oder hängt ungefragt Werke in berühmte Museen und Galerien, wie es etwa in der Tate Britain vorgekommen ist. Aber er kann wenig dagegen tun, wenn andere die Initiative ergreifen, ohne seine Identität preiszugeben. Vielleicht ist es ihm auch egal.
In der aktuellen Ausstellung sind rund 150 Reproduktionen zu sehen, Graffiti, Skulpturen, Installationen. Das berühmte Mädchen mit dem Ballon, das er auf Wände gemalt und in einer Version teilweise in den Shredder geschickt hat, ist auch dabei.
Banksys Werk ist umfassend, originell, von subtilem Humor und unbequem. Er lässt seine Bilder häufig über Nacht an Hauswänden auftauchen, früher zum Ärger und heute zur großen Freude der Hauseigentümer. Dabei greift er gesellschaftliche Themen auf – von Armut, Krieg und Flucht über den Brexit bis Umweltverschmutzung – und stellt sie so dar, dass man auf einen Blick erfasst, worum es geht, häufig schockiert ist und trotzdem lachen muss.
Zu seinen berühmtesten Bildern gehört etwa der Mann vom Schwarzen Block, der statt eines Molotow-Cocktails einen Blumenstrauß wirft, ein Mädchen, das mit einer Bombe kuschelt, und ein Gemälde des Parlaments in Westminster, dessen grüne Ledersitze von Affen statt Menschen bevölkert sind. Das riesige Wandbild einer EU-Flagge, von der gerade ein Stern weggehauen wird, zierte einst eine Hauswand in Dover, wurde aber übertüncht. Seine plakative Art, Strittiges auf den Punkt zu bringen, passt offenbar nicht allen. Jedenfalls ist da noch viel zu erwarten, denn die Themen werden Banksy nicht ausgehen.
Mehr zur Ausstellung: https://mystery-banksy.com/
(aktualisiert am 19. Mai 2023)
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