„Endurance“ heißt „Durchhaltevermögen“. So gesehen trägt die legendär gescheiterte Südpol-Expedition unter Leitung von Ernest Shackleton, die im August 1914 startete, ihren Namen zu Recht – alle Mannschafts-Mitglieder hielten durch und überlebten trotz widrigster Umstände. Nur die „Endurance“ selbst, ihr Schiff, ging unter, vor ihren Augen zerdrückt im Packeis. Im Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock ist derzeit eine Ausstellung über die Forschungsmission zu sehen – mit einer Auswahl der Fotos, in denen Schiffsfotograf Frank Hurley diese unglaubliche Geschichte dokumentiert hat. Auch historische Kameras und Tierpräparate werden in Rostock gezeigt.
Shackleton, ein Brite mit irischen Wurzeln, hatte schon mehrere Forschungsreisen an den Südpol hinter sich und galt in Großbritannien als Held. Die Endurance-Mission hatte eine Überquerung des antarktischen Kontinents zum Ziel. Allerdings blieb das Schiff, das in Südgeorgien gestartet war, in der Weddell-See im Eis stecken und kam trotz monatelangen Ausharrens der Mannschaft auch nicht mehr frei. Letztlich wurde es – da das Packeis ständig in Bewegung ist – zerstört und unter die Eisdecke gezogen. Auch hiervon gelangen fantastische Fotos.
Die Mannschaft harrte zunächst auf Eisschollen aus und setzte sich dann mit den geretteten Beibooten auf die unbewohnte und jenseits aller Schifffahrtsrouten gelegene Elephant Island ab. Da Rettung unwahrscheinlich war, versuchte Shackleton todesmutig, von einigen Leuten begleitet, in einem kleinen Boot eine Walfangstation in Südgeorgien zu erreichen. Das gelang zwar, aber wegen stürmischer See kamen sie mit ihrer Nussschale auf der falschen Seite der Küste an und mussten, zutiefst erschöpft, noch einen Fußmarsch über ein schneebedecktes Gebirge durchstehen. Bei all diesen Widrigkeiten schaffte es Shackleton, seine Leute zu motivieren und vom Absturz in tiefe Verzweiflung abzuhalten, weshalb er bis heute als Meister der Kommunikation gilt.
Obwohl am Ende alle gerettet wurden, hat die Geschichte kein Happy End. Als die Mannschaft 1917 zurück nach England kam, tobte der Erste Weltkrieg; ihre heldenhafte Rückkehr wurde wenig beachtet. Viele der Männer wurden sofort eingezogen, mindestens zwei fielen, andere wurden verwundet. Shackleton selbst entwickelte ein Alkoholproblem. Er starb 1922 während einer weiteren Antarktis-Mission an einem Herzinfarkt und ist in Südgeorgien begraben.
Die Ausstellung „Shackleton – gefangen im Eis“ ist noch bis 19. April 2020 in Rostock zu sehen. www.schifffahrtsmuseum-rostock.de/sonderausstellung.html
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