Von außen sieht es aus wie ein altgriechischer Tempel, von innen ist es eine prall gefüllte Schatzkammer: Das British Museum in London besitzt über acht Millionen Objekte, vom berühmten „Rosseta“-Stein, der die ägyptischen Hieroglyphen enträtselte, über römische Statuen bis zu Zeichnungen von Albrecht Dürer und Teekännchen im Bauhaus-Stil. Der Eintritt ist – von Sonderausstellungen abgesehen –frei, und auch für Familien mit Kindern wird viel geboten.
Vor 265 Jahren durch einen Parlamentsakt gegründet, ist es das wohl bekannteste Museum, das sich der menschlichen Kulturhistorie widmet und das erste in Großbritannien, das frei zugänglich war und weder Krone noch Kirche gehörte. Die Nationalbibliothek British Library, heute in St. Pancras, und das Natural History Museum, heute in Kensington, gehörten ursprünglich dazu und wurden später ausgegliedert, weil die Sammlungen einfach zu groß und unübersichtlich wurden. Als nach einem Standort fürs neue Museum gesucht wurde, war auch Buckingham House im Gespräch – genau dort, wo heute Buckingham Palace steht. Aber man entschied sich für Montagu House an der Great Russell Street. Auch dieses Herrenhaus wurde rasch zu klein und später abgerissen. Das heutige neoklassizistische Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert, das fantastische Kuppeldach von 2000.
Basis des British Museum war die Privatsammlung eines gewissen Dr. Hans Sloane (1660 bis 1753). Der in Irland geborene Wissenschaftler hortete, wie es damals Mode war, Kuriositäten, botanische und biologische Objekte, Antiquitäten und vieles mehr und vermachte die Kollektion dem Staat. Die weitaus meisten Objekte im British Museum stammen aber aus der Zeit des British Empire – der Ära der Ausgrabungen, aber auch des großzügigen Exports aus den Ursprungsländern. Hier liegt der Hauptkritikpunkt am British Museum. Einige Länder hätten gern zurück, was zur Kolonialzeit weggenommen wurde. Das British Museum wäre dann aber ziemlich leer und stellt sich auf den Standpunkt, dass Geschichte nicht ungeschehen gemacht werden kann und wohl die meisten Museen der Welt schließen könnten, wenn der Inhalt jeweils an den Ursprungsort zurückkehrte.
Direktor des British Museum ist heute ein Deutscher, der aus Hamburg stammende Kunsthistoriker Hartwig Fischer. Sein Vorgänger Neil MacGregor ist Schotte, hat aber ebenfalls enge Beziehung zu Deutschland und wurde 2015 zum Intendanten des Humboldtforums im Berliner Stadtschloss berufen.
Derzeit läuft im British Museum eine Sonderausstellung mit Werken von Auguste Rodin – seine Statue „Der Kuss“ kennt jeder – und griechische Skulpturen, von denen er sich inspirieren ließ.
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